Event-Berichterstattung aus der Müritzregion

At.tension#9: Wo der Vollmond über Lärzer Zaubernächten wacht

Theaterfestival geizt nicht mit Höhepunkten;-)

Von Elke Enders

Lärz. Der Kulturkosmos scheint tatsächlich kosmische Fähigkeiten zu haben. Jedenfalls könnte man darauf schließen, dass der gleichnamige Verein auch mit den Himmelskörpern im Bunde steht oder sich zumindest daran orientiert, wenn er seine beliebten Festivals organisiert. Wie sonst kann es sein, dass auch in diesem Jahr, bei der nunmehr 9.  at.tension, dem internationalen Theaterfestival in Lärz, ein solcher Vollmond über dem abenteuerlichen, ehemaligen Militärflugplatzgelände prangte, dass man nur fasziniert sein konnte. Als Zuschauer musste man sich permanent fragen, ob das, was man da in den Wolken über den Zirkuszeltkuppeln sah, nicht vielleicht doch von Menschenhand herbeigeführt wurde. Denn das hat es alles schon gegeben, große Heliumballons, die dem Mond Konkurrenz gemacht haben, entdeckt vor Jahren auf der Fusion. In diesem Jahr allerdings blinzelte der Mond neben dem riesigen Palapa-Zelt herunter, und es war eine helle Freude - wortwörtlich ausgedrückt - , im gleißen Licht auf dem weitläufigen Areal von Spielstätte zu Spielstätte zu ziehen, begleitet von den irdischen bunten Lichtern, von Feuerschein oder flackernden Effekten. Und Anlaufpunkte gab es jede Menge. Um die 40 Bühnen, Plattformen, versteckte Podeste oder einfach nur bespielte Wiesen luden zum Erleben ein, jede für sich bei Nacht ein eigener kleiner Kosmos, den es zu erkunden galt. Und es waren unzählige Familien, aber auch Leute jeden Alters, die sich von den gut 80 Produktionen begeistern ließen. Die Theaterwelt, die die Macher von der at.tension nach drei Jahren Abstinenz erschufen, war wieder so einzigartig, glitzernd und voller Hingucker und Überraschungen, dass man sich nur treiben lassen brauchte, um seine Sinne mit all dem zu füllen, was der Alltag einem jeden Tag raubt: Leichtigkeit, Kreativität, freies Entfalten.

Gruppe Adhoc bei der At.tension in Lärz Gruppe Adhoc beim Theaterfestival in Lärz

Und entdecken konnte man weit mehr, als nur den Vollmond am Himmel. Es waren die einfachen Dinge, von Hand hergestellt, die imstande waren, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ein altes Telefonhäuschen mitten auf dem Gelände, liebevoll beschriftet. Und wenn man eine Nummer wählte, erklang Musik im Hörer. Ein viel zu großes Kickerspiel, das wohl 20 Spieler gleichzeitig beschäftigte, die Bällekästen unter den Bäumen, in denen sich die Kleinsten zusammen mit ihren Eltern tummelten... Überhaupt waren so viele junge Familien unterwegs, die hier Ruhe und Zeit fanden, sich gemeinsam mit ihrem Nachwuchs auf Entdeckertour zu begeben. Das lustige Hai-raten war ein klitzekleiner Teil davon. Hier konnte man wie in einem Wahrsagerzelt einkehren und schauen, was es alles für Wortschöpfungen gab, in denen das Wörtchen Hai vorkommt. In kleinen Nischen waren Bilderrätsel vorbereitet, die geknackt werden wollten. Dass dabei ein bisschen verdreht und geflunkert wurde, machte die Sache erst richtig amüsant.

Auf dem Hochseil mit anmutigen Bewegungen

Aber es gab auch die ernsten anspruchsvollen Stücke, die einem den Atem teilweise nahmen. So balancierte eine Hochseilartistin in fünf Metern Höhe und bewegte sich so einfühlsam zur Musik - die übrigens live gesungen wurde - dass das Publikum ganz ergriffen zusah. Ein ernstes Thema auch auf der Alten Landebahn, wo bei einem israelischen Tanz die Entwicklung in einer Liebesbeziehung näher betrachtet wurde - angefangen bei der Euphorie des unbändigen Verliebtseins, bis hin zum Auseinanderdriften nach x Ehejahren. Und dann die Gruppe Adhoc, die das Altwerden in einem bewegten und bewegenden Stück unter die Lupe nahm. Die Zuschauer fanden sich als Bestandteil der Aufführung wieder, indem sie mit den Schauspielern über das Areal zogen.

Mit Zauberei, aber zumindest mit enormem Können, muss es wohl auch zu tun haben, dass es überhaupt gelungen ist, nach all den Corona-Beschränkungen und bei derzeit üblichen Preisexplosionen und Fachkräftemangel ein solches Festival mit 12000 Gästen und Akteuren zu stemmen. "Um die 2000 ehrenamtliche Helfer:innen haben über alle Tage für eine reibungslose Durchführung des Festivals gesorgt", informierte dazu der Verein.

Kultur als Anker auf dem Lande

Mittlerweise gilt die at.tension als das größte Theaterfestival seiner Art im Land. "Wir sind glücklich, dass wir mit dem Festival die Region aufleben lassen und für die Besucher:innen von Nah und Fern an den vier Tagen Kultur als Anker erfahrbar machen können“, sagt Susanne von Essen vom Kulturkosmos Müritz e.V. Die nächste Ausgabe, dann at.tension#10, ist vom 5. bis 10. September 2024 geplant.
Das Theaterfestival realisiert der Kulturkosmos Müritz e.V. zusammen mit unterschiedlichen Vereinen, Kollektiven & Aktivist:innen. "Zu dem, was es ist, wird das Festival erst durch Idealismus, Fantasie,
ehrenamtliche Arbeit und viel Tatendrang verschiedener Gruppen und Unterstützer:innen. Dafür danken wir allen herzlich", so der Verein in seinem Resümee.

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